Eiforbibbsch! Als Stine und ich die lange, steile Leiter hochklettern, scheint sich jemand an unsere Rucksäcke gehängt zu haben. Das Elbsandsteingebirge hat's in sich. Wir kraxeln über Stiegen und Leitern, ziehen uns an Ketten hoch, quetschen uns durch enge Spalten und klettern endlose Treppen rauf und wieder runter. Unsere Schokoriegelvorräte verringern sich dramatisch schnell, aber dafür sind die Ausblicke echt nicht übel. Wir wandern in der Kernzone, vermutlich besser bekannt als Naturschutzgebiet? Ich kann mich auch am vierten Tag nicht an das Wort gewöhnen. Übernachten im Freien ist in der Kernzone nicht erwünscht. Als wir am zweiten Tag und, ich zitiere Wanderführer, "früh auf und das M im Auge" einen illegalen Freiübernachter entdecken, weckt ihn Stine mit einem trällernden Guten Morgen. Der Arme fährt erschrocken aus seinem Schlafsack und winkt zaghaft.
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Wenn er über das Eis spricht, strahlt Bergführer Henrik. Er erzählt, wie sich Sólheimajökull ständig verändert. Wie sich die Vulkanasche durch die Gletscherspalten nach oben presst. Wie schön das Eis in der Sonne glitzert. "So beautiful!" Weite Armbewegung. Strahlen. Henrik zeigt auf einen Haufen Steine, Überreste der Felsen, mit denen sich die zwei Trollbrüder über die Schlucht hinweg bewerfen, wenn sie um die Trollfrau Katla kämpfen. So erklären sich auch die Erdbeben in der Gegend, natürlich. Sein Kollege Gummi (Guðmundur) knabbert derweil versunken an dem Stück Eis, das er aus der Eishöhle mitgebracht hat und lächelt leise. "Ice is nice!", ruft Henrik und strahlt noch ein bisschen mehr. Natürlich erzählen uns Gummi und Henrik auch, wie stark der Gletscher geschrumpft ist, in den letzten zwanzig Jahren um etwa tausend Meter. Drei Frauen im Eis. Sonnenbrand, Muskelkater, blaue Knie. Letztere holen wir uns beim Eisklettern. Auf typisch isländische Art wird gar nicht viel darüber geredet, sondern einfach gemacht. Henrik führt es strahlend vor, Gummi knüpft uns ans Seil, wir schlagen die Äxte und Steigeisen ins Eis, und hoch geht's.
Montagmorgen starrte ich aus dem Fenster. "What the ...", murmelte ich. Die Antwort: "It was not supposed to snow today. You are hallucinating." Zum Glück muss man ja nicht existierenden Schnee nicht wegschaufeln. Am Dienstag halluzinierte ich noch immer, aber lernte endlich fließend Isländisch.
Am Samstag gab es eine kurze Sturmpause, und ich ging mit Freunden wandern. Es waren zwar bis zu minus 12 Grad angesagt, aber die Sonne schien und wir konnten nicht widerstehen. Wer schon mal versucht hat, bei solchen Temperaturen zu picknicken, weiß, dass heißer Tee sehr schnell getrunken werden muss, dass Schokoriegel hart wie Dachziegel werden und dass gekochte Eier halb gefroren komisch schmecken. Im Bild links sieht man die Esja, den Hausberg Reykjavíks, davor die Stadt Mosfellsbær. Der Wind nahm dann doch zu, was dazu führte, dass wir bald aussahen wie vermummte bunte Demonstranten. Besser getarnt war das Schneehuhn, das in perfekter Winter-Camouflage plötzlich vor uns saß. Ich war nicht schnell genug, um die Kamera aus dem Rucksack zu ziehen, es flog davon. Deshalb das geborgte Bild.
Jajaja, ich weiß, lange nicht gebloggt. Aber ich wärme mich langsam wieder auf. Hier schon mal einige Fotos, frisch geknipst in der Nähe von Mosfellsbær außerhalb Reykjavíks. 900 Meter mussten wir gestern für die Aussicht hinauf klettern. Uff. Blick nach oben Blick nach unten Da mussten wir hoch, auf die Móskarðshnúkar. Dehnübungen zwischendurch Und so sah es oben aus. Die Aussicht Zurück im Tal. Lichtreflexionen im Gletscherfluss
Yukon und Heide (aus http://heide.blogger.de/) Schon wieder geht es ums Wandern. Diesmal im Berliner Umland. Von Woltersdorf nach Hangelsberg liefen wir gestern. Kurz vor dem Ziel, im kleinen Gasthof „Zur Forelle“, trafen wir Heide und Yukon. Heide, 72, weißhaarig, fröhliche blaue Augen in wettergegerbtem Gesicht, trug einen Rucksack, dessen Größe auf eine mehrtägige Tour schließen ließ. Es stellte sich heraus, dass Heide und der zwölfjährige Husky-Schäferhund-Mischling Yukon seit drei Wochen unterwegs sind. Vierzig haben sie noch vor sich, von Stettin nach Gibraltar wollen sie laufen. Nachdem Heide der Wirtin der Forelle ihr iPad zum Aufladen übergeben hatte, erzählte sie uns von Regenradars und Wanderkarten, die sie über das iPad abruft, von der Sehnenscheidenentzündung, die sie mit Blutegeln kuriert, von der Schwierigkeit, im Gewitter ein Zelt aufzubauen, von abendlichen Brennesselsuppen und hilfsbereiten Dorfbewohnern. Nach einer Rückenoperation vor vielen Jahren prophezeite ihr der Arzt, sie würde keine fünf Kilometer mehr wandern können; einige Jahre später schickte sie ihm eine Ansichtskarte vom Nebelhorn. Einmal in der Woche geht Heide in eine Pension, „um meine Sachen und meine Haare zu waschen, ansonsten schlafe ich im Zelt.“ „So ganz allein?“, fragte meine Wanderkollegin verwundert. Heides Augen blitzten auf. „Ich bin doch nicht allein. Die Natur ist bei mir, die Bäume, Vögel, Pflanzen. Und Yukon natürlich.“ Der fraß bereits an dem zweiten Teller Fleisch, dem ihm die freundliche Forellenwirtin unter den Tisch geschoben hatte. Abends ruft Heide über das iPad ihre e-mails ab und schreibt in ihren Blog. Den fand ich schnell: http://heide.blogger.de/. Daher stammt auch obiges Foto. Das sei übrigens dritte Fernwanderung, erzählte uns Heide. Einmal lief sie von Usedom ins Sauerland. |
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Juli 2022
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