Es beginnt in der Regel gegen 11 Uhr. Ein hungriges Schreien, wie ich es nie zuvor gehört habe. In den ersten Tagen beschlossen Þráinn und ich, es zu ignorieren. „Wir können nicht jede Katze im Dorf füttern“, sagten wir und bemühten uns um eine feste Stimme. Nach zwei Tagen hatte er uns weich gekocht. Er ist ja noch so klein, ein richtiges Baby.
Die ersten Male fütterten wir ihn vor der Tür. War das ein Drama. Er riss das Fleisch vom Teller und zischte ab. Sekunden später kam er wieder, und das Ganze wiederholte sich. Schnapp, weg, schnapp. Danach ließen wir das Tor auf und stellten das Futter in den Hof. Unser hungriger Freund näherte sich vorsichtig, ängstlich, und nachdem er den ersten Bissen Thunfisch im Maul hatte, raste er aus dem Tor. Das wiederholte sich mehrere Male. Dann verstand auch er, dass dies eine aufwendige Art ist, sich zu ernähren, und er aß sich in Ruhe satt. Seitdem klingt sein Schreien nicht mehr so durchdringend. Seitdem sieht er besser aus. Jetzt erkundet er auch schon mal den Hof. Neulich tippte er die Kombination 1, L, Ö in Þráinns Computer, danach kletterte er auf den Zitronenbaum, was ihm aber nicht behagte. Dass ein Zitronenbaum lange spitze Dornen hat, wusste ich bis dahin auch nicht. Heute erklomm er den Weinstock und hatte keine Ahnung nicht, wie er wieder herunter kommen sollte. Mit jedem Tag wird es schwieriger, ihn wieder zum Gehen zu überreden. Mit jedem Tag finde ich, sieht unser namenloser Freund besser aus. Die Entzündungen um seine Augen sind fast verschwunden, und er wirkt beinahe wohlgenährt. Die Frage ist: was passiert mit ihm, wenn wir abreisen?
1 Kommentar
Dorit
24/11/2011 07:29:00 am
Der ist ja vielleicht süß. Ja, was macht ihr mit ihm, wenn ihr losfahrt? Ganz schwierige Frage, weiß auch keinen Rat.
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