In Island hängt vieles eng zusammen: Vulkanausbrüche, Kuhhäute und Sagas. Und Filme. „To write a saga, you must kill a cow“, erklärte kürzlich Benedikt Erlingsson, Regisseur von Hross í Oss, in seiner Dankesrede für den Nordischen Filmpreis. Er bezog sich damit auf die drastische Kürzung von Geldern für die isländische Filmindustrie. Hross í Oss ist übrigens schräg und wild und absolut sehenswert. Warum eine Kuh für eine Saga? Die Sagas wurden auf Kuhhäuten geschrieben. Um 1200, als die meisten niedergeschrieben wurden, gab es kein Papier in Island. Snorri Sturluson, Dichter, Historiker und Verfasser der Snorra-Edda, schrieb auf Kuhhäuten. Im Winter von 1227, der auch Sandvetur (Sandwinter) genannt wurde, hatte Snorri vermutlich sogar mehr Häute, als ihm lieb war. Im Jahr zuvor war vor Reykjanes ein Vulkan ausgebrochen, und es regnete so viel Asche, dass es an einigen Orten schon mittags dunkel wurde. Viele Kühe starben, auch einhundert von Sturla. Die Französische Revolution hat übrigens auch ihren Ursprung in Island: 1783 brachen die Lakikrater aus und führten zur größten Eruption in historischer Zeit. Drei Jahre lang zogen die Schwefelgase über Europa hinweg und verursachten Missernten und Hungersnöte. Vögel fielen tot vom Himmel, Pflanzen verwelkten, bis zu 10.000 Menschen starben. Soziale Unruhen brachen aus und – peng! – Französische Revolution. Der Vulkanausbruch in Holuhraun beschert uns auch gerade jede Menge Schwefelgase. Die sind nicht so giftig, dass Vögel vom Himmel fallen, aber ein bisschen unheimlich sind sie schon. Eine Schwefeldioxidwolke hing vor kurzem über Reykjavík und spendierte uns wunderschöne, gruselig-rote Sonnenuntergänge.
0 Kommentare
Hinterlasse eine Antwort. |
Stichwörter
Alle
Archiv
Juli 2022
|