Ich wollte schon immer mal was übers Laufen schreiben. Murakami hat’s getan. Ich bin nicht Murakami, klar, der ist ja auch ein Mann, aber laufen kann ich. Und schreiben, ein bisschen. Ich schwatze. Aber jetzt geht’s los. Ich laufe, und alles, was ich dafür brauche, sind gute Laufschuhe. Und Spikes im Winter. Den Kram darüber kann ich teuer kaufen, muss ich aber nicht. Nicht dass Missverständnisse aufkommen, ich ziehe schon was an, auch Socken. Aber ich brauche weder Laufuhr, Musik im Ohr noch Trinkgurt. Ich brauche keine Lauf-App. Ich brauche keine Hanteln. Ich brauche nicht einmal Gesellschaft. Laufen ist Meditation, Entspannung, Kopf leer machen. Laufen macht glücklich. Sehr. Laufen macht hungrig. Noch mehr. (Ich sag' nur Erdnussbutter.) Das Schöne am Laufen: man kann es überall. Wohin ich auch fahre, die Laufschuhe sind immer dabei. Und Laufen in Island ist großartig – wenn es nicht gerade stürmt oder fies von der Seite regnet. Wenn mir nicht der Hagel aufs Gesicht pfeffert oder die Gischt mich durchnässt, ich nicht vornübergebeugt gegen den Sturm ankämpfen muss oder von einer Windböe über das Eis gefegt werde (passiert). Oder ich nicht schnell hinter den Busch muss (und keinen finde, weil HIER GIBT ES KEINE VERDAMMTEN BÜSCHE). Aber man versöhnt sich so schnell. Mit der perfekten Schicht Pulverschnee unter den Schuhen, wenig Wind und einem grandiosen Sonnenuntergang. Wie neulich. Oder im Juni in der Mitternachtssonne, wenn neben mir aus dem Meer der Kopf eines Seehunds auftaucht und seine blanken Augen mich neugierig anstarren. Wenn ich zwischen duftenden Lupinen hindurch renne, vorbei an der Elfenburg, auf der kleine Kinder herumklettern. Wenn ein Tjaldur mit hängendem Flügel hastig vor mir hertrippelt und mich so von seinem Nest weglockt. Wenn ich in der Entfernung den Snæfellsjökull sehe, das Meer zu einem Spiegel wird und ich wieder vollgetankt bin mit frischer Luft. Das ist pures Glück.
4 Kommentare
Birgit Maria Braun
6/2/2016 11:53:50 am
jamm, so erinnere ich das laufen auf island auch noch:-) ich wünsche dir noch lange mehr von diesem Glück;-)
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Uta
7/2/2016 10:34:58 am
Danke, liebe Birgit. Vielleicht laufen wir mal wieder gemeinsam, wenn ich dich das nächste Mal in der Grennd besuche?
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Albrecht
7/2/2016 07:38:25 pm
Es ist immer schön, Deine Blogs zu lesen. Und, p.s., der Tjaldur ist auch unter dem Namen "Austernfischer" bekannt.
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Uta
8/2/2016 02:22:58 pm
Lieber Albrecht, das freut mich. Und stimmt, Tjaldur ist der Austernfischer! Dabei guck ich ständig in dein Wörterbuch. Nur eben meistens in die andere Richtung.
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