Eine Reise von Island nach Sizilien dauert zweimal drei Stunden. Wir fliegen nach London-Gatwick (reicht genau für den neuen Starwars-Film) und von dort weiter nach Palermo. Piece of cake. Im Taxi in Palermo greife ich vergeblich nach dem Sicherheitsgurt. Ich entspanne mich etwas, als ich sehe, dass der Taxifahrer auch keinen hat. Der hupt sich sanft durch die verstopften Straßen und hebt nur hin und wieder die Arme in Resignation, wenn sich ein Auto oder ein Moped direkt vor uns schiebt. Der Verkehr in Palermo wirkt entspannt chaotisch und scheint geheimnisvollen Regeln zu folgen, die nur Einheimische kennen. Die Flure im Hotel sind ebenso geheimnisvoll; wir finden unser Zimmer nicht. Als wir die Nummer nicht einmal auf dem Flurplan entdecken können, fragen wir uns bereits, ob wir im richtigen Hotel sind. Erst eine freundliche Amerikanerin weist uns den Weg. Offenbar sehen wir so verloren aus, dass sie uns direkt vor der Zimmertür abliefert. Wer kann denn auch ahnen, dass die Nummer 19 hier der 52 folgt. Sizilianische Regeln. Am Abend spazieren wir zur Oper (Teatro Massimo) und schlendern einmal um den Fontana Pretoria. Der Brunnen steht auf dem sogenannten Platz der Schande. Der heißt so wegen der nackten Statuen. Die Führung im Teatro Massimo buchen wir am nächsten Morgen. Und dann sitze ich doch tatsächlich und stolz wie Oskar in der Corleone-Loge. Auf der Bühne üben die Sänger La Cenerentola ein, während ich nach links und rechts schiele. In welcher Loge saß noch mal der Onkel mit den vergifteten Cannoli? Auf dem Dach der Cattedrale di Palermo ist es zur Mittagszeit auch im April schon heiß, besonders für uns, die gerade hundert Stufen hochgeklettert sind und vor fünf Minuten noch in Island waren. Zur Abkühlung steigen wir hinunter in die Krypta und geben uns tausend Jahre alte Sarkopharge. Danach Mittagessen in einer kühlen Trattoria, in der ich Weißwein bestelle und, prego signora, ein bauchiges und ordentlich gefülltes Glas von der Größe einer Blumenvase erhalte. Ich esse mich durch die empfohlenen sizilianischen Antipasti, neutralisiere den Wein mit zwei Espressi und beginne es hier wirklich zu mögen.
Am Abend an der Bar bestellt Þráinn Negroni, ein italienischer Cocktail, der zu gleichen Teilen aus Gin, rotem Wermut und Campari gemixt wird. Als er die Gläser auf den Tisch stellt, gibt er ein bisschen an und zitiert Orson Wells: “It's a perfect drink. The bitters are excellent for your liver, the gin is bad for you.” Cheers to that.
2 Kommentare
Dorit Parson
17/4/2016 07:01:15 pm
Das ist ja ein heftiges Programm , gleich zu Beginn, und es liest sich großartig . Wunderschöne Bilder
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Uta
18/4/2016 01:20:09 pm
Danke. Das Programm liest sich wohl heftiger als es ist. Wir nehmen es ganz entspannt.
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