Was macht man, wenn man von Island nach Sizilien reist? Man guckt sich einen Vulkan an. Ich wollte schon immer mal nach Stromboli, einfach schon wegen des Namens. Stromboli hat ja auch was mit Island zu tun. Auf ihrer Reise zum Mittelpunkt der Erde klettern Lidenbrock & Co in den Snæfellsjökull und werden aus dem Krater des Stromboli wieder ausgespuckt. Als wir bei Anbruch der Dunkelheit in einem Boot um den Vulkan schippern, bekommen wir eine Ahnung davon, wie sich glücklose Nordlichttouristen in Island fühlen müssen. Uns ist wenigstens nicht kalt. Auch sorgt eine Gruppe Jugendlicher in irgendeinem spätpubertären Zucker-High für Entertainment. Vergeblich warten wir auf Flamme und glühende Lava. Zweimal hustet Stromboli eine schwarze Rauchwolke hoch und lässt auch die Spätpubertierer kurzzeitig innehalten. Ein paar Funken springen. Das war's. Die Bootsfahrt war aber schön. Auf der Insel Lipari habe ich eine nette Begegnung. Ich will schwimmen gehen. Auf der Plattform steht eine Frau im Bikini und guckt skeptisch ins Wasser. Ich, auf Englisch: Waren Sie schon drin? Sie murmelt etwas in Richtung Wasser, und ich glaube, ein deutsches Wort zu hören. Also ich: Sprechen Sie deutsch? Die Frau geht einen Schritt zurück, sieht mich verblüfft an und ruft: “No!” Ich entschuldige mich auf Englisch, aber die Frau unterbricht mich fröhlich. Stellt sich heraus, dass das No (kurzes o!) der thüringische Ausruf des Erstaunens war. Natürlich. Hätte ich auch wissen können. War ja lange genug da. In Lipari treffen wir auch einen Hund, der bettelt. Wir geben ihm kein Geld. Taormina! Noch so ein kraftvoller Name. Wir sind nun voll im Vulkanrausch und trinken den Negroni mit Blick auf Ätna. Aus dem steigt auch Rauch, meistens am Morgen. Ein Stadtspazierung durch Taormina ist so anstrengend wie der Tauentzien am Samstagnachmittag. Auch braucht man starke Waden. Ständig geht es Treppen rauf und wieder runter. Wir mischen uns unter die Besucher, die durch die Gassen streifen und finden schließlich Ruhe auf dem Gipfel des Monte Tauro. Auf dem sitzt der kleine Ort Castelmola. Da muss man auch erstmal hoch. Dann Syrakus. Ich verliebe mich sofort in diese Stadt. Wir wohnen auf der Insel Ortygia im Kern der Altstadt: Jahrhunderte alte Palazzi, Tempel und Kirchen, schattige Gassen und Häuser, die sich altersschwach nach vorn beugen. Auch endlich keine Berge. Ich ziehe die Joggingschuhe an, schlängele mich zwischen Spaziergängern, Autos und Motorrollern hindurch und bekomme in der heißen Morgensonne ein Radieschengesicht. Während tagsüber die Touristen durch die Straßen strömen, erobern sich am Abend die Einwohner die Stadt zurück. Familien schlendern durch die Straßen und treffen sich auf dem Piazza Archimedis. Kinder spielen Fangen zwischen den Beinen ihrer Eltern und schlafen dann erschöpft an den Schultern ihrer Väter ein. Ich mag es in Sizilien.
3 Kommentare
Dorit Parson
26/4/2016 03:55:24 pm
Und wie war das Wasser? Du beschreibst so gut, da möchte man doch gleich hin. Syrakus sieht zauberhaft aus, und wohl auch sehr "geschichtsträchtig" , oder ?
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Uta
26/4/2016 08:48:38 pm
Das Wasser war perfekt! Und ja, Syrakus, das kulturelle Zentrum der Antike. Die Stadt atmet Geschichte sozusagen aus allen Poren. Sehr beeindruckend.
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Birgit Braun
26/4/2016 10:30:34 pm
schöne Bilder!!! und so schön beschrieben, dass ich da auch einmal hin möchte! freu mich, mehr zu hören...
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