Sommer in Island ist Lupinen, Mitternachtssonne und Ausflüge nach Snæfellsnes. Er ist mitternächtliches Warten im Flughafen auf den Besuch aus Deutschland. Er ist dreimal Golden Circle, Skógafoss und Kleifarvatn. Er ist Gletscherflüsse durchwaten und anschließendes Zehenauftauen. Er ist Wollgras, Blaubeeren und kurzärmelig über Schneefelder stapfen. Und er ist vor allem eins: kurz. Kaum hat er angefangen, ist er schon wieder vorbei. Sind die Blaubeeren endlich reif, bekommen sie auch schon den ersten Frost. An den viereinhalb Tagen, an denen der Himmel wolkenlos ist, die Sonne strahlt und das Thermometer auf kühne 18 Grad steigt, verlassen wir hastig unseren Arbeitsplatz, reißen uns die Kleider vom Leib und sonnenbaden zwischen arktischen Lupinen. Touristen in Fleece-Pullovern, Mützen und Regenjacken erzittern bei diesem Anblick und flüchten sich ins nächste Café, um sich aufzuwärmen. RÚV interviewte kürzlich einige der Frierenden. Sommer in Island ist wie Astronautennahrung: hochkonzentriert, nahrhaft und lange sättigend. Wir zehren noch von ihr, wenn es im September wieder kälter wird und im Oktober der erste Schnee fällt.
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Juli 2022
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