Montagmorgen starrte ich aus dem Fenster. "What the ...", murmelte ich. Die Antwort: "It was not supposed to snow today. You are hallucinating." Zum Glück muss man ja nicht existierenden Schnee nicht wegschaufeln. Am Dienstag halluzinierte ich noch immer, aber lernte endlich fließend Isländisch.
Am Samstag gab es eine kurze Sturmpause, und ich ging mit Freunden wandern. Es waren zwar bis zu minus 12 Grad angesagt, aber die Sonne schien und wir konnten nicht widerstehen. Wer schon mal versucht hat, bei solchen Temperaturen zu picknicken, weiß, dass heißer Tee sehr schnell getrunken werden muss, dass Schokoriegel hart wie Dachziegel werden und dass gekochte Eier halb gefroren komisch schmecken. Im Bild links sieht man die Esja, den Hausberg Reykjavíks, davor die Stadt Mosfellsbær. Der Wind nahm dann doch zu, was dazu führte, dass wir bald aussahen wie vermummte bunte Demonstranten. Besser getarnt war das Schneehuhn, das in perfekter Winter-Camouflage plötzlich vor uns saß. Ich war nicht schnell genug, um die Kamera aus dem Rucksack zu ziehen, es flog davon. Deshalb das geborgte Bild.
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Ich leide schrecklich unter Jetlag. Schon ein paar Stunden Zeitunterschied bringen mich völlig aus dem Konzept. Mein Körper kommt in der neuen Zeit an, aber mein Kopf ist noch unterwegs, und so sehe ich tagelang aus wie Derrick auf Drogen. Bevor wir letzte Woche nach New York flogen, fiel mir der Artikel ein, den ich mal gelesen hatte und der grob zusammengefasst so ging: Weil unsere innere Uhr nach einem Transantlatikflug aus dem Takt ist, können wir Nachts nicht schlafen und sind tagsüber müde. Verzichten wir jedoch vor und insbesondere während der Reise aufs Essen und nehmen die erste Mahlzeit erst wieder zur richtigen Zeit am Ankunftsort ein, stellt sich unsere innere Uhr schneller um. Ich habe es ausprobiert. Ich flog hungrig nach New York, wartete bis zum Abendessen – und schlief tatsächlich nachts wie ein Baby. Ein fester Glaube half da sicher auch. Hungrig flog ich auch zurück, aber das half wenig: Jetzt es ist drei Uhr morgens in Reykjavík, und ich schreibe diesen Artikel. Aber ein halber Jetlag ist immer noch besser als ein ganzer. Übrigens, es hat sich ja gelohnt. Good show, New York City. Was für ein Blizzard! Todesmutig beschlossen mein isländischer Ehemann und die Isländerin in mir, den Jahrhundertschneesturm zu ignorieren, und gingen zu Mr. Turner ins Kino. Mit uns saßen zwei weitere Besucher im Saal, vermutlich aus Alaska. Als wir anschließend vorsichtig und in banger Erwartung die Hintertür des Kinos aufschoben, darauf gefasst, von einem Windstoß mitgerissen und über die Houston Street gefegt zu werden, passierte – nichts. Still und einsam lagen die Straßen vor uns. Ein paar Zentimeter Schnee waren gefallen, die hier und da von verspielten Windböen aufgewirbelt wurden. Statt uns vornüber gebeugt durch den Schneesturm zurück zu kämpfen, machten wir einen wunderschönen Spaziergang im verlassenen Washington Square Park. Blizzard-Romantik in New York. Auch am nächsten Vormittag, als wir durch NoHo gingen, war die Stadt noch nicht erwacht. Wir entdeckten Kunst, die wir zunächst für Mülltüten in Schnee hielten und gingen anschließend ins NoHo Star, wo es bekanntlich die besten Potatoe Pancakes der Welt gibt. |
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Juli 2022
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