Wer dieses Geräusch hört, sucht besser das Weite. Denn das ist Kría, und mit der ist nicht zu spaßen. Zwischen Mai und Juni brütet die Küstenseeschwalbe in Island und verteidigt ihr Nest so kämpferisch und heldenhaft, als hinge von ihm das Überleben einer ganzen Spezies ab. Krías sind praktische Eltern. Sie wechseln sich beim Brüten ab. Nähert sich ein Feind dem Nest, schlägt der nicht brütende Partner Alarm. Schlagartig fliegt die ganze Kolonie hoch und greift an. Hitchcock lässt grüßen. Ist man jetzt nicht schnell genug – und für Kría ist man das fast nie –, regnet es Schnabelhiebe. Krías sind Stoßtaucher, muss ich mehr sagen? Ich empfehle ein nicht zu dünnes Baseballcap – oder besser einen Helm. Falls man den nicht hat: Krías attackieren immer den höchsten Punkt ihres Feindes. Man hält also hoch, was man gerade zur Hand hat: Regenschirm, Golfschläger, Ehemann. Krías halten den Rekord im Weitfliegen. Jedes Jahr legen sie etwa 30.000 Kilometer zurück, einige sogar bis zu 70.000. Das meistern sie, indem sie während des Flugs halbseitig schlafen: Während die eine Gehirnhälfte schläft, navigiert und steuert die andere. Den Sommer verbringen Krías in Ländern rund um den Nordpol (das sind wir), den Winter in der Antarktis. Damit profitieren sie von zwei Sommern und genießen acht Monate lang ununterbrochen Tageslicht. Kein Wunder, dass sie vor Energie strotzen. Auch wir sind voller Energie, denn wir haben wieder Licht. 18 Stunden pro Tag, Tendenz steigend. Dazu kühne 8 Grad. Meine Erkenntnis der Woche: Es lässt sich gut im Hotpot sonnen.
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Juli 2022
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