Der Grund für die lange Blog-Pause war eine Erkältung. Mit Schnupfen blogge ich nicht. Basta. Jetzt geht's mir besser, und so ging ich gestern, noch etwas matt vom Stubenhocken, ins Theater. Ganz spontan, gemäß dem Thema des Festivals, das gestern im Englischen Theater in Kreuzberg stattfand: Impro can do anything. The National Theatre of the World legte mit “Impromptu Splendor: Tschechow / Woody Allen” eine fantastische Show hin. Die Idee dahinter: man nehme einen berühmten Dramatiker und improvisiere ein Stück in dessen Stil. Etwas Futter brauchten die drei Kanadier schon, und so wurde zunächst das Publikum gefragt, was ihnen zu den Stückeschreibern einfiel (zu Tschechow: depressive, Moscow, The Cherry Orchard; zu Woody Allen: glasses, neurosis, jazz). Danach wollten die drei Schauspieler wissen, was die Zuschauer gerade so bewegte (back pain, Schienenersatzverkehr, cold weather). Jemand meinte, er würde in einigen Monaten Vater werden, und wüsste nicht, “if he was up to the task.” Auch das drei Monate alte Baby in der ersten Reihe wurde begrüßt, und dann ging’s los. Wow. Zweimal vierzig Minuten ließen es die Kanadier krachen. Nichts war einstudiert, alles kam aus dem Stegreif. Das Woody-Allen-Stück nannten sie – wie sonst: “Up to the task”, und bei Tschechow wurde bestimmt nicht nur das Publikum depressiv. Sogar das Baby spielte eine Rolle: sein gelegentliches Weinen wurde prompt in den jeweiligen Dialog übernommen.
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Juli 2022
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