Taormina ist klein und überschaubar. Nach drei Tagen sind wir die Sehenswürdigkeiten abgelaufen, zweimal auf die beiden Berge geklettert, die man von hier erreichen kann, und zur Küste hinab gestiegen. Heute, am Tag sechs, stellen wir fest: Taormina ist zu klein für unseren Bewegungsdrang. Es ist wohl nun an uns, uns zu entspannen und uns dem Dolce Far Niente hinzugeben. In Taormina verlaufen wir uns sofort, auch Google Maps und Komoot verzweifeln an den engen, verschlungenen Gassen. Lass uns streuseln, sagt Susanne, also packen wir die Handys ein und "streuseln". Und Taormina verzaubert: schmale Treppengassen, blumengeschmückte Fassaden, romantische Plätze. Wie ein großer Balkon hängt die Stadt einige hundert Meter hoch über der Küste und liefert einen phantastischen Blick über das Meer und zum beeindruckenden Ätna. Aufstieg nach CastelmolaIn und um Taormina geht es eigentlich immer nur bergauf oder bergab. Wir steigen auf nach Castelmola, ein Dorf in 500 Meter Höhe oberhalb von Taormina. Einmal ist der Weg so steil, dass Susanne anmerkt, dass man sich gut auf dem Weg ablegen könnte. Die Versuchung ist groß, der Asphalt warm von der Mittagssonne – wir widerstehen. Unterwegs treffen wir eine lächelnde Opuntia und genießen die Ausblicke auf die Bucht von Naxos. AranciniMittags probieren wir eine sizilianische Spezialität: Arancini, frittierte Reisbällchen gefüllt mit Käse, Gemüse oder Ragout. Sie sind entweder rund oder konisch: hübsche kleine panierte Kegel. Köstlich. Isola BellaImmer wieder werfen wir sehnsüchtige Blicke hinunter zur Küste. Um dorthin zu gelangen, nimmt man die Seilbahn oder steigt Treppen hinab – viele Treppen. Die Seilbahn wird gerade saniert, also müssen wir laufen. Beim Abstieg wird uns ein wenig bange vor dem Rückweg, weil uns viele schnaufende Touristen entgegen kommen. "Wie weit noch nach oben", fragt uns einer, nach Luft schnappend, und stößt ein verzweifeltes "Oh Gott" aus, als wir den weiteren Aufstieg auf zwanzig Minuten schätzen. Der Aufstieg ist dann doch gar nicht so schlimm. Oh OpuntiaIch sage Ohrenkaktus, doch Susanne korrigiert mich: Das sind Opuntien. Als wir ein zweites Mal nach Castelmola hochlaufen, entdecken wir einen schmalen Weg, gesäumt von Blumen, Olivenbäumen und mannshohen Opuntien. Am Anfang fühlt sich unsere Auszeit noch ein wenig fremd an, wie ein zu großes Kleidungsstück, das man nicht ausfüllt. Wir brauchen noch ein bisschen, bis wir hineinpassen, bis wir einige der Strukturen vergessen und Gewohnheiten abgelegt haben, die unser Leben normalerweise bestimmen. Und so halten wir inne, kommen zur Ruhe – und "streuseln".
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Juli 2022
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