Heute ist Þorláksmessa[θɔrlauxsˌmɛsːa], der Tag, an dem man in Island den Weihnachtsbaum schmückt, das Haus putzt und die letzten Weihnachtsgeschenke kauft. Auf dem Laugavegur herrscht Trubel. Die Geschäfte sind bis 23 Uhr geöffnet, man trifft Freunde und Verwandte, bleibt stehen, schwatzt. Nur an einigen Häusern geht man hastig vorbei und hält die Luft an, weil es aus ihnen so stinkt, als hätte dort gerade ein Pferd in den Kochtopf gepinkelt. Das kommt von Skata, dem vergammelten Rochen, der hier traditionell am 23. Dezember gegessen wird. Ich als útlendingur muss da ja nicht mitmachen. Außerdem esse ich sowieso lieber Fish 'n Chips. Die gibt es gegenüber vom Hafen im "Icelandic Fish & Chips". Dazu passen Einstök, ein wunderbar aromatisches, isländisches Bier, und Brennivín (auch Schwarzer Tod genannt). Das Bistro ist im Sommer oft so krachend voll, dass man kaum Platz bekommt. Jetzt im Winter streifen nur ein paar lichtscheue Touristen durch die Straßen, und deswegen ist es entspannter. Das Essen bestellt man am Tresen, trägt seine Nummer zum Tisch und bekommt wenig später seinen kleinen Fish-'n-Chips-Eimer. Knusprig, heiß und köstlich. Alles bestreut man kräftig mit Meersalz und tunkt sich dann durch diverse hausgemachte Dips auf Skyr-Basis. Der Brennivín danach ist kein Muss, aber empfehlenswert.
0 Kommentare
Die letzten beiden Wochen war was los. Ein Sturm riss uns fast das Dach vom Haus, ließ Trampoline und Mülltonnen fliegen und entwurzelte Bäume und Touristen. Zwei todesmutige Schweizer blieben in ihrem Kleinwagen im Hochland stecken und mussten vom Rettungsdienst ausgegraben werden. Nichts für Hosenscheißer, die Straße ist im Winter gesperrt. Der Tannenbaum aus Hamburg trotzte dem Sturm, ein echter Hamburger Jung sozusagen. Jedes Jahr schenken uns die Hamburger einen Weihnachtsbaum und bedanken sich so für die Hilfspakete, die die isländischen Seeleute an die Hamburger Bevölkerung nach dem Ende des 2. Weltkriegs verteilten. Der Osloer Jung, der auch jedes Jahr kommt und vor dem Parlament steht, ist dagegen abgeknickt. Ersetzt wurde er mit einem lokalen Verwandten (vermutlich nicht ganz so groß). Am Tag nach dem Sturm braute sich gleich wieder ein neuer zusammen. Anschließend kam der Schnee. Dann braucht man beim Autofahren gute Reifen und ein schnelles Reaktionsvermögen. Neulich musste ich zweimal scharf bremsen, weil erst eine Katze und danach ein Radfahrer vor meinem Kotflügel vorbei rasten, beide ohne Licht. Die Katze sah ich heute wieder, ich glaube, es war die gleiche. Sie hatte diesen arroganten Blick. Sie und ich blinzelten in die tief stehende Sonne, die heute zum ersten Mal seit Tagen wieder schien. Nachdem die Sonne nach ein paar Stunden wieder untergeht, übernimmt das künstliche Licht. Daran herrscht hier im Winter kein Mangel. Mit diesem Phänomen hat sich auch der Fotograf Stuart Richardson beschäftigt. Drei Jahre lang untersuchte er, wie die Straßenbeleuchtung die isländische Landschaft beeinflusst. Das Ergebnis sind einzigartige Fotografien, die Stuart gerade als Buch "Sodium Sun" veröffentlicht hat. Ich war gestern auf der Buchparty, ein bisschen stellvertretend auch für meine Tochter Christine, die das Buch gestaltet hat und gerade in Berlin festsitzt. Mal ein bisschen Werbung machen hier. Einige von Stuarts Bildern kann man sich hier ansehen.
|
Stichwörter
Alle
Archiv
Juli 2022
|