Montagmorgen starrte ich aus dem Fenster. "What the ...", murmelte ich. Die Antwort: "It was not supposed to snow today. You are hallucinating." Zum Glück muss man ja nicht existierenden Schnee nicht wegschaufeln. Am Dienstag halluzinierte ich noch immer, aber lernte endlich fließend Isländisch.
Am Samstag gab es eine kurze Sturmpause, und ich ging mit Freunden wandern. Es waren zwar bis zu minus 12 Grad angesagt, aber die Sonne schien und wir konnten nicht widerstehen. Wer schon mal versucht hat, bei solchen Temperaturen zu picknicken, weiß, dass heißer Tee sehr schnell getrunken werden muss, dass Schokoriegel hart wie Dachziegel werden und dass gekochte Eier halb gefroren komisch schmecken. Im Bild links sieht man die Esja, den Hausberg Reykjavíks, davor die Stadt Mosfellsbær. Der Wind nahm dann doch zu, was dazu führte, dass wir bald aussahen wie vermummte bunte Demonstranten. Besser getarnt war das Schneehuhn, das in perfekter Winter-Camouflage plötzlich vor uns saß. Ich war nicht schnell genug, um die Kamera aus dem Rucksack zu ziehen, es flog davon. Deshalb das geborgte Bild.
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Die Aussprache. Die Aussprache. Manchmal komme ich bei den einfachsten Wörtern ins Schwitzen.
An den Supermarktkassen in Island arbeiten viele Jugendliche. Sie verdienen sich in den Ferien oder am Wochenende etwas dazu. Sie sind schnell, kompetent und freundlich. Nur manchmal, wenn ich etwas Exotisches aus der Gemüseabteilung aufs Band lege, kommen sie ins Stocken. Bei Zitronengras zum Beispiel. Oder Auberginen: „Hvað heitir það?“ (Was heißt das?) Mitunter bin ich genauso ratlos, denn mir will partout nicht einfallen, was Aubergine auf Isländisch heißt (eggaldin). Gestern kaufte ich eine Knolle Fenchel. Ein Junge zog meine Einkäufe über das Band, hob die Fenchelknolle hoch, und ich seufzte innerlich. "Hvað heitir það?" "Það heitir fennel." Leerer Blick. "Ha!" (Wie bitte) Ich, unsicher – hatte ich es mit Englisch verwechselt, oder war fennel das Gewürz und nicht das Gemüse?: "Það heitir – fennel?" "Hvað sagðirðu?" (auch wie bitte) Ich, lauter, unsicherer: "Fennel! Það heitir fennel." "Ha!" "Það heitir fennel!", rief die Frau hinter mir ungeduldig. Sie sprach es genauso aus wie ich. Fand ich zumindest, doch jetzt leuchteten die Augen des Jungen auf. Er blätterte im Index seiner Gemüsefibel, fand Eintrag und Bild und tippte erleichtert die Nummer ein. Zu Hause legte ich den schlecht ausgesprochenen Fennel in den Kühlschrank, zog das kleine Schwarze an und ging zum Empfang des Deutschen Botschafters in Island. Anlass war der 25. Jahrestag des Mauerfalls. Sigmundur Davíð Gunnlaugsson, der isländische Premierminister, erzählte in seiner Rede von seiner Reise nach Ost-Berlin in den 1980er Jahren: Wie grau alles war und wie traurig die Menschen aussahen. Das gab mir einen Stich. Grau ja, aber waren wir wirklich alle so traurig? Später sang eine Sängerin die deutsche und isländische Nationalhymne, wir tranken deutschen Riesling, und ich war wieder ganz versöhnt und dachte, wie wunderbar es doch war, diesen Jahrestag in Reykjavík zu feiern. In other news: Letzte Woche wurde ich auf Facebook gebeten, an einem Schwarz-Weiß-Fotowettbewerb teilzunehmen. Nicht ganz regelgerecht entzog ich fünf Bildern die Farbe und erhöhte den Kontrast. Und das sind sie: |
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Juli 2022
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