Gestern ging ich in die Stadt, um einen toten Dichter zu besuchen. Dessen lebensgroße Skulptur sitzt auf einer Bank am Tjörnin, dem Stadtteich von Reykjavík, und die (Skulptur) erschien kürzlich einigen besorgten Bürgern so echt, dass sie die Polizei anriefen: "Da sitzt einer seit Tagen auf der Bank und rührt sich nicht. Und das bei dieser Kälte!" Gern hätte ich mich für einen Moment zu ihm gesetzt, aber es war wirklich zu kalt. Tómas Guðmundsson heißt er übrigens. Er wird auch der Reykjavík-Dichter genannt. Als ich auf dem vereisten Weg hinter dem steinernen Tómas ausrutschte und mich an einen Laternenmast klammerte, fasste ich in einen bunten, nassen Wollstulpen. Der brachte mich zum Grübeln. Wie kam der Stulpen an den Mast? Übergestülpt? Unmöglich (siehe unten). An den Mast gestrickt? Möglich. Aber wer macht so etwas! Die Menschen hier überraschen mich immer wieder. Der Stadtteich ist nun beinahe wieder aufgetaut. Wie gut, dass wir am Abend zuvor doch nicht drüber gelaufen sind. Sonst hätte wieder jemand bei der Polizei angerufen: "Heyrðu! Da sind gerade zwei Deutsche im Tjörnin eingebrochen!"
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Juli 2022
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