Eiforbibbsch! Als Stine und ich die lange, steile Leiter hochklettern, scheint sich jemand an unsere Rucksäcke gehängt zu haben. Das Elbsandsteingebirge hat's in sich. Wir kraxeln über Stiegen und Leitern, ziehen uns an Ketten hoch, quetschen uns durch enge Spalten und klettern endlose Treppen rauf und wieder runter. Unsere Schokoriegelvorräte verringern sich dramatisch schnell, aber dafür sind die Ausblicke echt nicht übel. Wir wandern in der Kernzone, vermutlich besser bekannt als Naturschutzgebiet? Ich kann mich auch am vierten Tag nicht an das Wort gewöhnen. Übernachten im Freien ist in der Kernzone nicht erwünscht. Als wir am zweiten Tag und, ich zitiere Wanderführer, "früh auf und das M im Auge" einen illegalen Freiübernachter entdecken, weckt ihn Stine mit einem trällernden Guten Morgen. Der Arme fährt erschrocken aus seinem Schlafsack und winkt zaghaft.
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Was macht man, wenn man von Island nach Sizilien reist? Man guckt sich einen Vulkan an. Ich wollte schon immer mal nach Stromboli, einfach schon wegen des Namens. Stromboli hat ja auch was mit Island zu tun. Auf ihrer Reise zum Mittelpunkt der Erde klettern Lidenbrock & Co in den Snæfellsjökull und werden aus dem Krater des Stromboli wieder ausgespuckt. Als wir bei Anbruch der Dunkelheit in einem Boot um den Vulkan schippern, bekommen wir eine Ahnung davon, wie sich glücklose Nordlichttouristen in Island fühlen müssen. Uns ist wenigstens nicht kalt. Auch sorgt eine Gruppe Jugendlicher in irgendeinem spätpubertären Zucker-High für Entertainment. Vergeblich warten wir auf Flamme und glühende Lava. Zweimal hustet Stromboli eine schwarze Rauchwolke hoch und lässt auch die Spätpubertierer kurzzeitig innehalten. Ein paar Funken springen. Das war's. Die Bootsfahrt war aber schön.
Eine Reise von Island nach Sizilien dauert zweimal drei Stunden. Wir fliegen nach London-Gatwick (reicht genau für den neuen Starwars-Film) und von dort weiter nach Palermo. Piece of cake.
Im Taxi in Palermo greife ich vergeblich nach dem Sicherheitsgurt. Ich entspanne mich etwas, als ich sehe, dass der Taxifahrer auch keinen hat. Der hupt sich sanft durch die verstopften Straßen und hebt nur hin und wieder die Arme in Resignation, wenn sich ein Auto oder ein Moped direkt vor uns schiebt. Der Verkehr in Palermo wirkt entspannt chaotisch und scheint geheimnisvollen Regeln zu folgen, die nur Einheimische kennen. Ostern wäre ich ja gern wieder Kind. Wieder und wieder ertappe ich mich dabei, wie ich sehnsüchtig um die mehrstöckigen Páskaegg-Auslagen im Supermarkt schleiche. Das isländische Osterei kommt geradewegs aus Schlaraffenland: Nicht nur besteht es aus Schokolade, es ist auch gefüllt - mit Süßigkeiten, Spielzeug und einem klugen Spruch. Ein chinesischer Glückskeks aus Schokolade sozusagen, nur größer. Das Risaegg XXL von Nói Síríus ist so hoch wie fünf Küken übereinander und wiegt satte 1,4 kg. Eine Augenweide. Ostern bekommt jedes Kind ein Páskaegg. Oder zwei. Letztendlich hängt die Menge davon ab, ob zusätzlich zu den (idealerweise zwei Paar) Großeltern noch andere Verwandte zu Besuch kommen. Die Kinder sind entzückt. Die Eltern sehen vermutlich aus jedem Páskaegg Karies und Baktus springen und kaufen Zahnbürsten. Immerhin gibt es jetzt, siehe Piratenei oben, das Páskaegg ohne zusätzlichen Zucker. Was das auch immer heißen soll.
Wenn er über das Eis spricht, strahlt Bergführer Henrik. Er erzählt, wie sich Sólheimajökull ständig verändert. Wie sich die Vulkanasche durch die Gletscherspalten nach oben presst. Wie schön das Eis in der Sonne glitzert. "So beautiful!" Weite Armbewegung. Strahlen. Henrik zeigt auf einen Haufen Steine, Überreste der Felsen, mit denen sich die zwei Trollbrüder über die Schlucht hinweg bewerfen, wenn sie um die Trollfrau Katla kämpfen. So erklären sich auch die Erdbeben in der Gegend, natürlich. Sein Kollege Gummi (Guðmundur) knabbert derweil versunken an dem Stück Eis, das er aus der Eishöhle mitgebracht hat und lächelt leise. "Ice is nice!", ruft Henrik und strahlt noch ein bisschen mehr. Natürlich erzählen uns Gummi und Henrik auch, wie stark der Gletscher geschrumpft ist, in den letzten zwanzig Jahren um etwa tausend Meter. Drei Frauen im Eis. Sonnenbrand, Muskelkater, blaue Knie. Letztere holen wir uns beim Eisklettern. Auf typisch isländische Art wird gar nicht viel darüber geredet, sondern einfach gemacht. Henrik führt es strahlend vor, Gummi knüpft uns ans Seil, wir schlagen die Äxte und Steigeisen ins Eis, und hoch geht's.
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